BENSHEIM. Lange Zeit hatte man in Bensheim gedacht, dass alle jüdischen Schüler des Gymnasiums der Deportation und Vernichtungspolitik des NS-Regimes entkommen konnten. Zu diesem Ergebnis kam eine Schülergruppe des AKG, die 1988/89 unter Leitung des Geschichtslehrers Paul Schnitzer am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilnahm.
Sie recherchierten damals die Namen der jüdischen Schüler nach dem Ersten Weltkrieg, nahmen mit den noch lebenden ehemaligen jüdischen Schülern Kontakt auf und befragten sie darüber, wie sie in den Jahren nach 1933 am Gymnasium behandelt wurden.
Als vor drei Jahren wegen der anstehenden 325-Jahr-Feier des AKG eine Ausstellung zur Schulgeschichte erarbeitet wurde, nahm die Fachschaft Geschichte der Schule sich des Themas erneut an und dehnte die Recherchen auf die Jahrgänge vor dem Ersten Weltkrieg aus.
Nun wurde es zur traurigen Gewissheit, dass mindestens 16 ehemalige jüdische Gymnasiasten die Deportationen nach 1941 nicht überlebt haben. Es waren also vor allem die älteren Jahrgänge, die sich vor der Vernichtung nicht retten konnten. Der älteste ermordete ehemalige jüdische Schüler wurde 1863 geboren - zu einer Zeit, als Bismarck gerade preußischer Ministerpräsident geworden war.
Fächerübergreifendes Projekt
Die Ausstellung zur AKG-Schulgeschichte nannte zum ersten Mal die Namen der zu diesem Zeitpunkt bekannten 15 im Holocaust umgekommenen jüdischen Schüler. Bei den AKG-Projekttagen am Ende des Schuljahres 2011/12 griff die Kunstreferendarin Paula Sippel das Thema auf. In Zusammenarbeit mit dem Kunstpädagogen Jochen Burhenne bot sie ein fächerübergreifendes Projekt an, in dem eine Gedenkplatte für diese ehemaligen Schüler des AKG erarbeitet werden sollte.
Die Schüler in dieser Projektgruppe stellten ein überzeugendes Muster vor, das danach in Bronze gegossen wurde.
In einer Gedenkveranstaltung in der neuen Mensa des AKG wird am Freitag (8.) um 10 Uhr dieser 16 ermordeten jüdischen Schüler gedacht. Anschließend wird die Bronzetafel an prominenter Stelle an einer Mauer im Schulhof angebracht. Darüber hinaus wird eine weitere Tafel über die Namen und Daten dieser 16 ehemaligen Schüler informieren. red
Dienstag, 05.11.2013 - Bergsträßer Anzeiger
