AKG-Jugendchor und Da Capo begeisterten mit einem vielfältigen Programm in der Kirche Heilig Kreuz
AUERBACH. Der Jugendchor des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums geht gut vorbereitet auf Konzertreise. Seine Premiere am Sonntag in der fast voll besetzten Heilig-Kreuz-Kirche Auerbach ist gelungen. Die Sängerinnen und Sänger hinterlegten eine beeindruckende Visitenkarte.
Unter dem Motto "Viva la vida" ("Es lebe das Leben") fächerten sie unter der musikalischen Leitung von Manfred Hein und Sabine Wulf einen breiten Kanon an Motetten, Gospels und Popsongs auf, der berührte. Zusammen mit dem Bensheimer Chor Da Capo, der auch ein kurzes musikalisches Intermezzo einfügte, bildeten sie klangschöne Beispiele aus den unterschiedlichen Genres ab, die in ihren vitalen Arrangements eine emotionale Wärme ausstrahlten und das Publikum über eineinhalb Stunden hinweg pausenlos in den Bann zogen.
Mit "Viva la vida" war das Konzert überschrieben. Zum Abschluss präsentierte das Ensemble den titelgebenden Hit der Band Coldplay. Der Song hat allerdings wenig mit einer Lebensphilosophie zu tun, die vom überschwänglichen Genuss inspiriert ist. In einem unaufdringlichen Beat reflektiert darin der von den Revolutionären gestürzte König sein Dasein als Straßenkehrer und Bettelmann. Die Idee zu dieser Komposition soll aus einem Gemälde der mexikanisch-amerikanischen Künstlerin Frida Kahlo stammen, die immer 1910 als ihr Geburtsjahr angab, wollte sie doch zusammen mit dem Ausbruch der mexikanischen Revolution geboren sein.
Der Chor bewegte sich mit dem Song sicher auf einem modernen und von Jugendlichen favorisierten Pflaster, tat dies aber in einem präzisen und gesanglich ausdifferenzierten Duktus.
Gleich mit mehreren modernen Stücken aus Rock und Pop beschloss das jugendliche Ensemble seinen Auftritt. Es zitierte mit "Engel" die deutsche Band Rammstein, die Wise Guys mit "Wie kann es sein" oder Roger Miller mit "King of the road".
Ebenso souverän präsentierte man die romantischen Raritäten wie das durch Morten Lauridsen vertonte Gedicht "Dirait-on", das Rainer Maria Rilke in seiner Frankreich-Zeit verfasst hat und in dem er einen blühenden Rosenteppich neben Narzissen ausbreitet. "Ein Stück zum tiefen Durchatmen", verkündete Manfred Hein eine musikalische Kostbarkeit, die der Chor mustergültig und auf hohem Niveau zu entfalten wusste.
Die Singgemeinschaft führte die Zuhörer souverän durch kontrastreiche musikalische Gefilde, arbeitete den tänzerischen Tenor im "Alleluja" von Gordon Young und das romantische "Ave Maria" von Franz Wüllner heraus, setzte mit einer in Noten gefassten Landschaftszeichnung "Loch Lomond" in Szene und zeichnete das indianische "Shenandoah" (zu deutsch: Tochter der Sterne) wunderschön nach.
Der AKG-Ehemaligen-Chor Da Capo unter Leitung von Sabine Wulf passte sechs Stücke in das von einer stilistischen Vielseitigkeit geprägte Programm ein. Die rund 30 Stimmen starke Formation präsentierte erlesene Häppchen fein ausdifferenziert, variantenreich und in einer beeindruckenden Geschlossenheit.
Wahrlich ein Hörgenuss, der sich zwischen Gospels wie "Sunshine on my soul" oder dem traditionellen Volkslied "Early one morning" bewegte. Selbst die Soli fügten sich als schöne Farbtupfer in die Dramaturgie ein.
Der Chor überraschte mit einer weiteren Komposition aus der Feder von Martin Bernasconi, der selbst Sänger des Chores ist. Unter dem Titel "One song" spannte sich hierin ein sanftes, feines Geflecht aus Klavier und Querflöte im Wechsel und Chor und Solo zu einer gefühlvollen musikalischen Inszenierung. Ein schöner und markanter Akzent in einem breitgefächerten Spektrum an Klängen und Stilen.
Der AKG-Jugendchor wird am 4. Juni eine Konzertreise nach Hamburg antreten und dort mit zwei Auftritten die gesanglichen Botschafter der Bergstraße sein. moni
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 02.06.2015
