Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

AKG: Schauspiel-Workshop mit Matthias Renneisen zum Zehnjährigen des Speichertheaters

BENSHEIM. Ein kleines, aber feines Theater feierte gestern seinen zehnten Geburtstag. Das Speichertheater im AKG begeht sein Jubiläum allerdings weder pompös noch glamourös, sondern lediglich mit einer kleinen Feier. Das schönste Geburtstagsgeschenk aber machte sich die Schule mit einem zweitägigen Theater-Workshop, zu dem die beiden Leiter der Deutsch- und Englisch-Theater-AG, Hans Schuller und Florian Krumb, die Schülerinnen und Schüler am dritten Adventswochenende eingeladen hatten.
 
Und das Beste daran: Ein echter Profi zeigte den Nachwuchstalenten, dass das Spiel auf der Bühne, dass Beifall, Erfolg und Ruhm nur Endprodukt und Ergebnis harten Trainings sind - und dass ein guter Schauspieler vor allem sein Handwerk beherrschen muss und es von der Pike auf lernen sollte.
Mathias Renneisen, Sohn von Walter Renneisen, schlüpfte an zwei Tagen in die Rolle des Schauspiellehrers und zeigte den Schülern zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Theaterwissenschaftlerin Marie Franz, wie wichtig Spiellust, aber eben auch gegenseitiges Vertrauen, eine gemeinsame Sprache, mentale Vorbereitung und die Wahrnehmung der eigenen Umgebung sind.
 
Der 29-Jährige ist in Bensheim aufgewachsen, hat 2006 sein Abitur am AKG gemacht und kennt Schuller und Krumb noch von seiner Schulzeit. Nach Abschluss seines Studiums an der Ernst Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Berlin hat der talentierte Jung-Mime bereits auf vielen Bühnen gestanden und war oftmals auch in Fernsehrollen zu sehen.
 
Derzeit spielt Mathias Renneisen am Staatstheater in Darmstadt in dem Vicco-von-Bülow-Stück "Loriots gesammelte Werke", einer Inszenierung von Iris Stromberger. Mit den theaterbegeisterten AKG-Schülern probte Renneisen "das wirklich wichtige Spiel ohne Worte" und machte mit ihnen verschiedene Aufwärm- und Improvisationsübungen. "Vertrauen entwickeln und die Eigenwahrnehmung haben etwas mit Theater zu tun. Selbst wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Auch große Schauspieler machen solche Übungen", ermunterte der Schauspieler die Jugendlichen und stellte diesen verschiedene Aufgaben.
 
Beispielsweise ging es jeweils paarweise mit verbundenen Augen durch die Flure des Schulhauses, wobei der "Sehende" seinen Partner lediglich mit Geräuschen oder Berührungen in die richtige Richtung lotste. Mit wie viel Begeisterung, Kreativität und Spaß - und ohne erkennbares Lampenfieber - die Hobby-Schauspieler bei der Sache waren, demonstrierten sie im Anschluss auf der Bühne des Speichertheaters.
 
Mathias Renneisen forderte sie dazu auf, mit ihren Körpern, mit Geräuschen und Bewegungen eine Krach- und eine Fressmaschine zu bauen. Und tatsächlich: Das imaginäre Bauwerk gelang auf Anhieb. Mensch wurde zur Maschine, und die pfiff, zischte, stotterte, hämmerte und hüpfte auf und ab. gs
 
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 15.12.2015