AKG: Neubau wird vom Land Hessen mit 4,1 Millionen Euro unterstützt / Schule braucht weitere Fachlehrer
BENSHEIM. Das Altehrwürdige bekommt eine moderne Verpackung: Rund 20 Millionen Euro investiert der Kreis Bergstraße bis Sommer 2019 in das Alte Kurfürstliche Gymnasium (AKG) in Bensheim.
Das Land Hessen unterstützt das Großprojekt mit einem Förderdarlehen in Höhe von 4,1 Millionen Euro. Staatssekretär Thomas Metz überreichte den Bescheid am Mittwoch Landrat Christian Engelhardt. Das Geld fließt in den Neubau des naturwissenschaftlichen Trakts, der zurzeit zwischen der Mensa und dem Hauptgebäude entsteht.
Anfang 2017 sollen die Räumlichkeiten bezugsfertig sein. Dass die Kosten mit ebenfalls 4,1 Millionen Euro veranschlagt sind, ist Zufall, ermöglicht dem Kreis aber, mit der Förderung aus Wiesbaden die Ausgaben für diesen ersten Bauabschnitt komplett zu decken.
Bibliothek in der alten Turnhalle
"Sie sehen mich strahlen", kommentierte Direktor Karlheinz Wecht die finanzielle Unterstützung. Seine Schüler und Lehrer werden zwar in den nächsten Jahren mit Baustellenlärm leben müssen, das Ergebnis sollte jedoch für die Einschränkungen entschädigen.
Auf der langen Liste des Kreises steht neben dem Neubau die Sanierung des denkmalgeschützten Haupthauses, der Umbau der alten Turnhalle in eine Bibliothek sowie der Abriss des jetzigen naturwissenschaftlichen Trakts aus den 70er Jahren. Damit einher geht schließlich eine Neugestaltung des Außengeländes. Wecht selbst wird das Ende der Arbeit nicht mehr in verantwortlicher Position feiern können. Der beliebte Pädagoge geht im Sommer in den Ruhestand.
Seine Begeisterung für die Planungen mindert das in keiner Weise. "Ich bin froh, dass hier alles in neuem Glanz erstrahlen wird. Unser Schulcampus wird etwas Besonderes sein." Das AKG werde damit künftig konkurrenzfähiger - wobei Wecht betonte, dass es längst nicht mehr darum gehe, anderen Schulen die Schüler abspenstig zu machen.
"Wir setzen in vielen Bereichen verstärkt auf Kooperation, um Angebote aufrechterhalten zu können", so der Direktor. Besonders an einem altsprachlichen Gymnasium wie dem AKG machen sich die Zeichen der Zeit bemerkbar. Zum ersten Mal gab es in diesem Schuljahr mangels Interesse keinen Altgriechisch-Kurs für Anfänger. "Stattdessen fragen die Eltern verstärkt nach den naturwissenschaftlichen Fächern." Mit dem Neubau soll dieser Fachbereich künftig gestärkt werden.
Bei einem weiteren Problem bedarf es eines etwas längeren Atems. "Wir bräuchten neue Lehrer, können sie aber nicht einstellen", kritisierte Wecht. Besonders bei den Naturwissenschaften sei man ausgeblutet, weil man gute Leute nicht halten konnte. Mittelfristig sehe er allerdings eine gute Perspektive. Zumal ab Sommer 2019 das AKG zukunftssicher umgebaut sein dürfte.
An der Notwendigkeit des Projekts zweifelte auch gestern niemand. "Als die letzte Generalsanierung war, bin ich hier noch zur Schule gegangen", sagte Bürgermeister Rolf Richter. Der Rathauschef betonte ebenso wie Christian Engelhardt die Bedeutung moderner Schulen als Standortfaktor.
Der Landrat wies zudem darauf hin, dass man ohne die Förderung des Landes die Investitionsplanung für die Schulen nicht hätte einhalten können. Durch das Geld aus Wiesbaden kann nun die Lücke zwischen Planung und Realität geschlossen werden. "Wir können damit den Zeitplan meines Vorgängers einhalten. Das war mir wichtig", bemerkte Engelhardt mit Blick auf Ex-Landrat Matthias Wilkes, der das umfangreiche Schulbauprogramm im Kreis Bergstraße initiiert hatte.
Rund 350 Millionen Euro konnten dadurch in den vergangenen zehn Jahren in die Bergsträßer Bildungseinrichtungen investiert werden.
WICHTIGER BAUSTEIN IN DER BENSHEIMER SCHULLANDSCHAFT
Das Förderdarlehen für das AKG stammt aus dem Kommunalen Investitionsprogramm. Mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro können hessenweit unterschiedliche Projekte unterstützt werden. Ein Drittel der Summe hat der Bund zur Verfügung gestellt. "Und wir haben noch ordentlich was draufgelegt", sagte Justiz-Staatssekretär Thomas Metz am Mittwoch in Bensheim.
Durch die finanzielle Zugabe des Landes können nun deutlich mehr Vorhaben bedacht werden. "Zumal der Bund aufgrund seiner Zuständigkeiten bei der Vergabe der Mittel eingeschränkt gewesen wäre", so Metz. Der Zuschuss für den Neubau am AKG wird als Darlehen zur Verfügung gestellt - wobei das Land 80 Prozent und der Kreis 20 Prozent der Tilgung übernehmen.
"Angesichts der rasanten wissenschaftlichen Entwicklung, gerade in den Naturwissenschaften, sind die investierten Gelder für den Neubau, in dem künftig die Fächer Biologie, Physik und Chemie unterrichtet werden, enorm wichtig für eine Gesellschaft, deren wichtigste Ressource Bildung ist", betonte Metz.
Das dreigeschossige Gebäude wird durch eine verglaste Brücke mit dem denkmalgeschützten Altbau verbunden. Als einen "weiteren wichtigen Schritt für die Stärkung und Entwicklung unserer Bildungslandschaft im Kreis Bergstraße", bezeichnete Landrat Christian Engelhardt das Vorhaben am AKG.
Bürgermeister Rolf Richter bedankte sich bei Kreis und Land für das finanzielle Engagement in Bensheim. "Jede Investition in diesem Bereich ist auch eine Investition in die jungen Menschen, die in Bensheim zur Schule gehen. Das Alte Kurfürstliche Gymnasium ist ein wichtiger Baustein der Bensheimer Schullandschaft, der jede Förderung und Investition wert ist, was mich als ehemaligen Schüler des Gymnasiums natürlich besonders freut." dr
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 12.05.2016