Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

BERGSTRASSE/BENSHEIM. Es ist wieder soweit: 16 junge Leute aus ganz Deutschland reisen mit der Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie (KKS) nach Indien - darunter drei Teilnehmer aus Bensheim und Zwingenberg. Acht Monate lang leisten sie dort einen "Weltwärts"-Freiwilligendienst und bringen sich vor Ort entsprechend ihrer Fähigkeiten in verschiedene Partnerprojekte der Stiftung ein. Am Freitag fand die Entsendefeier für die Kandidaten 2013/14 statt.

Verabschiedung in der AKG-Mensa

 Die AKG-Mensa in Bensheim war einer der letzten Stationen in der Heimat. Vor über einhundert Gästen wurden die Jugendlichen symbolisch auf den Weg geschickt. Sie hatten sich unter mehr als 60 Bewerbern für die Teilnahme qualifiziert. Der Termin war gleichzeitig ein öffentliches Dankeschön für die Rückkehrer des letzten Programms. Sie berichteten von ihrer Arbeit aus den Projektstandorten in den indischen Provinzen, aus Kinderheimen und Krankenstationen, aus Schulen und Armenhäusern.

Die KKS-Projektkoordinatorin Renate Tietz und ihre Kolleginnen Kirsten Sames und Andrea Maier informierten über die Details von "Weltwärts". Die Mentorin Tietz hat das Programm von Beginn an für die Stiftung entwickelt und ausgebaut. "Wir möchten Euch heute ein wenig einstimmen", sagte sie im AKG.

Auch Heiko Warnken, der für das BMZ in der deutschen Botschaft in Delhi sitzt, war nach Bensheim gekommen. "Indien hat eine starke Zivilgesellschaft und eine lange Erfahrung in der Aufnahme von Entwicklungshelfern." Die Freiwilligen des "Weltwärts"-Programms würden vor Ort viel bewegen. "Für die Projekte bedeuten sie einen echten Mehrwert", so Warnken. Er teilte mit, dass sich die Entsendeorganisationen regelmäßigen Qualitätsprüfungen unterziehen. Das Auslandsprogramm werde kontinuierlich optimiert und weiter entwickelt. Warnken sprach von wertvollen Impulsen für globales Lernen, deren positive Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit unbestreitbar, wenngleich konkret schwer zu definieren seien.

KKS-Vorstandsmitglied Ralf Tepel beleuchtete ein vielleicht noch wichtigeres Feld: "Durch den Freiwilligendienst verändert sich die Wahrnehmung der Einrichtungen." "Weltwärts" schafft Aufmerksamkeit. Vor Ort ebenso wie - durch die Internetblogs der Teilnehmer - im deutschen Ausland. In den kommenden Monaten werden die jungen Leute ihre Erfahrungen intensiv online stellen. "Brücken bauen funktioniert auf vielen Ebenen", so ein junger Kölner mit Ticket nach Indien.

Ob es um den Schutz des brasilianischen Regenwalds, um Ackerbau in Vietnam, Solarenergie in Burkina Faso oder um ein Heim für Straßenkinder in Ghana geht: Die Arbeitsfelder sind vielfältig, der Bedarf groß. Vivienne Mayer geht nach Karnataka. Dort betreibt die indische Organsiation Vikasana ("wachsen") ein Kinderheim. Gemeinsam mit ihrer Reise- und Projektpartnerin aus Guntersblum macht sich die 19-jährige Bensheimerin auf den Weg. Acht Monate in Südindien, in denen sie dabei helfen, ehemaligen Kinderarbeitern eine Schulbildung zu ermöglichen. Englisch unterrichten, Hausaufgaben betreuen, Spiele spielen - alles wertvolle Bildungsarbeit und globales Lernen konkret.

Ein freiwilliges soziales Jahr in Deutschland war für Vivienne Mayer in jeder Hinsicht zu nah. Sie wollte weiter weg. Die Bewerbung für das "Weltwärts"-Programm der KKS hat sie im Oktober 2012 weggeschickt. Im Januar folgte das Orientierungsseminar. Gleich nach dem Abitur sollte es losgehen.

Ob sie glaubt, nach ihrer Rückkehr eine andere zu sein? "Ich denke schon, dass die Auslandserfahrung etwas mit mir macht, mich verändert." Dass Indien Auswirkungen auf ihre künftige Karriere haben wird, könnte sich die junge Frau ebenfalls vorstellen. Rund zwei Drittel Rückkehrer haben alte Pläne verworfen und sind beruflich in die Entwicklungszusammenarbeit eingebogen. Die AKG-Schülerin wartet ab, was passiert. tr

Bergsträßer Anzeiger  - 19.08.2013