Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

AKG-SPEICHERTHEATER: Zuckmayer-Abend mit Berthold Mäurer unter dem Titel „Daheim“
 
BENSHEIM. Heiteres und Nachdenklichmachendes - bei einem Zuckmayer-Abend spannte Berthold Mäurer, der in Bensheim bestens bekannte Kunst- und Kulturschaffende, den Bogen weit. Mäurer zeigte mit seinem Programm "Daheim", dass er Carl Zuckmayer nicht nur verinnerlichen, leben kann, sondern auch in einer für das Publikum zugänglichen Art zu interpretieren versteht.
 
Schnell wurde deutlich: Mäurer hat eine Bindung zu Zuckmayer und dessen Sprache und Ausdruckskraft gefunden, die durch die gemeinsamen Wurzeln in Rheinhessen - Zuckmayer wurde in Nackenheim geboren, Mäurer in Worms - noch verstärkt wird.
 
Auf der Bühne des Speichertheaters im Alten Kurfürstlichen Gymnasium (AKG) stand Berthold Mäurer als Solist im Licht der Scheinwerfer. Überzeugend, ohne die eigene Person in den Vordergrund zu rücken, wo notwendig stark in Mimik und Gestik, ansonsten zurückhaltend und immer mit der Stimme in Tempo, Betonung, Lautstärke präzise arbeitend. Kein großes Bühnenbild, kein großer Aufbau waren notwendig, um den Texten, manche auch von Mäurer als Lied vertont, einen Rahmen zu geben.
 
Auf der einen Seite eine Chaiselongue, die als Ablage für eine Gitarre und eine irische Bouzouki diente, auf der anderen ein Bistrotisch mit einer schmucken Flasche und einem Glas. In der Mitte stand Mäurer, vor sich das Skript. Das war's. Hier ging es um Worte. Schnell fand der Mann auf der Bühne Zugang zum Publikum, Schüler und Erwachsene gleichermaßen. Am Ende dann ein Beifall, der zeigte, dass Mäurer seine Zuhörer erreicht hat. "Sehr anregend", lautete sodann ein Kommentar aus den Reihen der Zuhörer.
 
Es war die Fachschaft Deutsch und der Förderverein des AKG, die zu dem Abend geladen hatten. Ziel war es selbstredend, Carl Zuckmayer den Zuhörern näher zu bringen und auch die Erinnerung an seine Werke wach zu halten. Gedichte und Prosa hat er geschrieben, "Schinderhannes", "Katharina Knie", "Der Hauptmann von Köpenick", "Des Teufels General", um Beispiele bekannter Werke zu nennen, stammen von ihm. Zugleich spielte der Abend weiteres Geld in die Kasse des Fördervereins, der aktuell unter anderem den Neubau der Bibliothek am AKG, und da im Speziellen den Bau einer Empore als Lese- und Arbeitsbereich, unterstützt.
 
Fördervereins-Vorsitzender Thomas von Machui zeige sich auch vor diesem Hintergrund zufrieden mit der Resonanz auf den Abend, das Speichertheater war gut besetzt.
 
Von Machuis Dank galt Mäurer für das Geschenk der Veranstaltung, bei einem Märchenabend für Sextaner hatte dieser im Vorjahr die Idee hierzu. Ebenso wie der Förderverein dankte auch der kommissarische Schulleiter, Dr. Hans-Jürgen Boysen-Stern, dem Künstler für dessen Engagement. "Zuckmayer ist ja ein Autor, der nicht mehr ganz so selbstverständlich ist in den heutigen Tagen", hatte von Machui eingangs resümiert. Dass er aber immer noch aktuell ist, zeigte Berthold Mäurer. Er erschloss dem Publikum nicht nur Texte, sondern auch das Leben Zuckmayers.
 
"Wo ist man daheim? Wo man geboren wurde oder wo man zu sterben wünscht?" Die Frage stand am Anfang des Abends. Oft ging es im Folgenden um Heimat, mit ihrem Schönen, aber auch mit ihrem Garstigen, um Idylle, um Krieg, um Flucht. Zuckmayers Biografie, geboren wurde der 1896, gestorben ist er 1977 (in der Schweiz), steht dafür.
 
Im nationalsozialistischen Deutschland konnte er nicht leben und arbeiten, in Österreich später auch nicht mehr. Die Schweiz, dann die USA boten ihm Zuflucht. Der Abend war damit nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart mit ihrem aktuellen Geschehen, das Kriege und Flucht täglich zum Thema hat, verankert. thz
 
© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 30.09.2016