Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

Gemeinsam gelang es dem Goethe-Gymnasium, der Geschwister-Scholl-Schule und dem AKG, die Kinderbuchautorin Sabine Ludwig aus Berlin für zwei Tage nach Bensheim zu holen, wo sie an den drei Schulen insgesamt fünf verschiedene Lesungen für unterschiedliche Jahrgangsstufen anbieten konnte.

 Sabine Ludwig, 1954 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach dem Studium und Staatsexamen war sie kurze Zeit an einem Berliner Gymnasium als Lehrerin tätig. Danach arbeitete sie als Regieassistentin, Pressereferentin und Rundfunkredakteurin. Seit 1983 arbeitet sie als freie Autorin, zunächst von Essays, Hörspielen und Features für Erwachsene. 1987 verfasste sie ihre ersten Radiogeschichten für Kinder. Außerdem übersetzte sie Romane von Eva Ibbotson und Kate DiCamillo aus dem Englischen.
Sabine Ludwig zählt heute zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen und wurde von der AG Leseförderung des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein zur „Lesekünstlerin des Jahres“ gewählt. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb über sie: „Humor hat in ihren Geschichten absoluten Vorrang, was Sabine Ludwig nicht daran hindert, wie nebenbei kindliche Verletzungen offenzulegen. Changierend zwischen Menschenfreundlichkeit und Spott entsteht so beste Unterhaltung gegen jede Art von Frust.“

 Im Rahmen der Deutsch-Kooperation der Bensheimer Grundschulen und weiterführenden Schulen beschäftigten sich die Kinder in diesem Schuljahr an einem Aktionstag zur Leseförderung mit Ludwigs Buch „Der 7. Sonntag im August“. Im letzten Jahr stand das bereits verfilmte Werk „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ auf dem Programm. Also waren alle umso gespannter darauf, die Autorin nun einmal persönlich kennen zu lernen.

 Am Donnerstag, 21.04., schon um kurz nach 8:00 Uhr traf Frau Ludwig in der Mensa des AKG ein. Das Publikum bestehend aus über 150 Fünftklässlern wartete gespannt und beäugte die Dame mit dem „schicken Pünktchenrock“ und „knallrotem Lippenstift“. Nach einer kurzen Begrüßung war die Entscheidung für den Lesestoff sehr schnell gefallen und man fand sich in null Komma nichts mitten im Geschehen wieder. Eine Gemeinsamkeit der im ersten Kapitel vorgestellten Hauptfiguren Bruno, Sofia und Emily stellte sich ebenso rasch heraus: Sie haben „Die schrecklichsten Mütter der Welt“ – so lautet auch der Titel des bekannten Buchs. Über den Austausch darüber, was eigentlich an den Müttern der drei so komisch ist, kamen die Schülerinnen und Schüler mit Frau Ludwig ins Gespräch und konnten ihr auch viele persönliche Fragen stellen, die sie gerne, sehr ehrlich und mit ihrer überaus authentischen Art beantwortete. 

 Wie sind Sie Autorin geworden? Wie lange brauchen Sie für ein Buch? Wann haben Sie Ihr erstes Buch geschrieben? Woher haben Sie die Ideen? Schreiben Sie gerade ein neues Buch? Welches Ihrer Bücher ist Ihr Lieblingsbuch? Welchen Schriftsteller lesen Sie selbst gerne?

Schüler und Lehrer erfuhren, dass Frau Ludwig eher „so in die Sache reingerutscht“ ist und es keinesfalls immer schon geplant hatte, zu schreiben. Sie braucht für ein Buch ungefähr ein Jahr und es ist meistens ein langer Prozess, wenn eine neue Geschichte entsteht. Ihre Inspiration schöpft sie hauptsächlich aus dem Alltag und aus selbst Erlebtem, zum Beispiel verriet sie, dass es sich bei der Schule aus „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ um das Gymnasium handelt, das ihre Tochter besuchte. Beim ersten Termin mit dem dortigen Schulleiter war Ludwig vom Schulgebäude so beeindruckt gewesen, dass ihr schon zahlreiche Ideen kamen, was sich da Mysteriöses hinter den Kulissen abspielen könnte. Für Lacher sorgte hier die Nachfrage eines Fünftklässlers, ob Frau Ludwig nicht auch ein Buch übers AKG schreiben könnte. Es wurde beschlossen, dies eventuell gleich selbst in die Hand zu nehmen und der Autorin dann die witzigsten Geschichten zuzuschicken.

 Auch die Schwierigkeiten beim Schreiben und im Dasein als Kinder- und Jugendbuchautor heutzutage besprach der Gast ganz offen mit dem jungen Publikum, bevor sich der zweite Teil der Lesung aus den „schrecklichsten Müttern“ anschloss. Die Kinder im Roman nehmen alle an einem Gewinnspiel teil und plötzlich werden deren Mütter durch lauter scheinbar liebenswerte Tante Annas ersetzt, die Mütter befinden sich angeblich zur Kur. Die Spannung steigt, als diese Tanten immer seltsamer werden und schließlich machen sich die Kinder auf die Suche nach den Müttern, denn diese schweben in Lebensgefahr. An dieser Stelle war die Lesung natürlich zu Ende, begeisterter Applaus würdigte die Vorlesekunst Sabine Ludwigs, sie hatte die Textstellen geradezu auswendig und mit schauspielerischen Einlagen vorgetragen.

 Im weiteren Verlauf des Vormittags stellte sie den Sechstklässlern ihren neuesten Roman „Schwarze Häuser“ vor. Er spielt im November auf einer Nordseeinsel und es geht um die Mädchen Uli, Fritze, Freya und Anneliese, die sich dort sechs Wochen lang im Rahmen der sogenannten „Landverschickung“ aufhalten – ein autobiographisches Werk. Sabine Ludwig verbrachte selbst „Ferien“ mitten im laufenden Schuljahr in einem solchen Erziehungsheim und verarbeitet ihre Erinnerungen an die Erzieherinnen, die Behandlung der Kinder, das Heimweh, die Strafen und vor allem das schlechte Essen in dieser Geschichte. Anhand einiger Beispiele für typische Situationen konnten sich die Sechstklässler die Atmosphäre im Heim sehr gut vorstellen, fragten hie und da ungläubig nach: Aber warum bekommen die Jungs Brötchen und die Mädchen jeden Tag Milchsuppe? Haben sie wirklich einem Mädchen die Haare abgeschnitten, weil es sich nicht gekämmt hatte? Haben denn die Eltern nichts dagegen gemacht? Eindrucksvoll war auch ein Originalbrief, den Sabine Ludwig aus dem Heim an ihre Eltern geschrieben hatte, versehen mit Kommentaren der Heimleitung und einem schwarzen Haus anstelle eines mit Buntstift gemalten Hauses  – das war Sabines Zeichen für ihre Eltern, dass es ihr dort nicht gut ging. Im Buch gibt es allerdings ein Happy End, die Bösen erhalten ihre gerechte Strafe und die Kinder triumphieren!

 Im Anschluss ans Vorlesen und die Gespräche signierte die Autorin geduldig von den Kindern mitgebrachte Bücher und Autogrammkarten. Dann war noch kurz Zeit für eine Kaffeepause bevor sie zur Geschwister-Scholl-Schule weiterfuhr, wo die Lesung in der Schulbibliothek stattfinden sollte. Am Freitag, 22.4., ging es dann ans Goethe und anschließend gleich weiter auf einer kleinen Lesereise nach Heilbronn. Vor ihrer Abreise ließ Frau Ludwig die Bensheimer noch wissen, dass im Spätsommer voraussichtlich die Fortsetzung von „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ über einen durchgeknallten Bio-Lehrer erscheinen wird: „Hilfe, mein Lehrer geht in die Luft“. Auch gibt es Überlegungen zu einem 5. Teil der „Miss Braitwhistle“-Reihe, das Thema „Schule“ lässt die Autorin also nicht los.

Sd